Was wir über Honig gelernt haben und warum machen Bienen Honig?
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Ein Esslöffel voller Honig, der herunterläuft

Was wir über Honig gelernt haben

Was wir über Bienen, ihr Wesen und die Arbeit, die sie vollbringen, gelernt haben

Je mehr Markus, Marie und ich in den letzten Jahren über Bienen, Honig und Wachs gelernt haben, desto mehr mussten wir staunen. Eine Honigbiene produziert in ihrem Leben nicht mehr als etwa 1 bis 2 Teelöffel Honig. Um diese kleine Menge herzustellen, braucht sie circa drei Wochen. Das bedeutet, sie muss pro Tag bis zu 3000 Blüten anfliegen und während ihres gesamten Lebens etwa 800 Kilometer zurücklegen. Seitdem wir das wissen, ist selbst der kleinste Honigrest im Glas für uns kostbar und wird nicht achtlos vergeudet. Schließlich steckt eine ganze Lebensleistung dahinter! Bevor ich ein leeres Honigglas spüle, wird es also nicht nur ausgekratzt, sondern ich löse die Reste mit heißem Wasser und verwende sie für Tee. Klebt Honig am Finger, wird er abgeleckt und erst dann gewaschen. Wer möchte schon, dass die Arbeit eines ganzen Lebens im Ausguss landet?

Wozu machen Bienen Honig?

Wir Menschen benötigen keinen Honig, um zu überleben, die Bienen aber schon! Den aus Nektar und etwas Pollen hergestellten Honig nutzen die Bienen als Nahrung für sich selbst und für ihre Brut sowie als Futtervorrat in den kalten Wintermonaten. Ein Bienenvolk stellt in einem Jahr etwa 300 kg Honig her. Je nach Größe eines Volkes produzieren die Tiere mehr Honig als sie im Laufe eines Jahres selbst verspeisen. So bleiben dem Imker durchschnittlich 30 kg zum Entnehmen übrig – sofern er den Großteil des Honigs den Bienen als Futter und als Wintervorrat überlässt. Das ist nicht selbstverständlich, denn um mehr Honig zu ernten, bekommen die meisten Bienenvölker üblicherweise im Winter Zuckerwasser statt des eigenen Honigs zu essen. Das hat allerdings Auswirkungen auf das Immunsystem und die Lebensdauer der Tiere, wie man inzwischen weiß. Denn Honig enthält bestimmte Nährstoffkomponenten, die den Ersatz-Zuckern fehlen. Mehr dazu erfährst Du in unserem Blogbeitrag Ist Honig gesund? Alles, was Du wissen musst.

Warum ist auch Wachs im Bienenstock?

Honigbienen sind die einzigen Insekten, die das Baumaterial für ihr Zuhause selber herstellen. Das Wachs, genauer kleine Wachsplättchen, bilden die Bienen in den acht Drüsen auf ihrem Hinterleib. Aus den Plättchen bauen sie dann die sechseckigen Zellen für die Waben. Das ist eine enorme Arbeit. 100 Gramm Wachs – das ist eine Menge, die sich jeder gut vorstellen kann – entspricht sagenhaften rund 125 000 kleinen Wachsplättchen. 
Außerdem produzieren die Bienen ihr Wachs nachhaltig. Der Nektar für den Honig, den die Bienen fressen und so die Energie für die Wachsproduktion gewinnen, stammt aus Blüten, die von den Bienen bestäubt werden. Dadurch gibt es Früchte und Samen und es entstehen wieder neue Pflanzen, die Nektar und Pollen liefern. So schließt sich der ökologische Kreis.

Wie wir von Bienen und anderen Insekten profitieren

Es klingt verrückt, aber die Honigbiene ist das drittwichtigste Nutztier nach Rind und Schwein, unter ökonomischer Sicht in Deutschland. Aber nicht, weil die Bienen Honig und Wachs produzieren, sondern viel wichtiger ist die Bestäubungsleistung! Angaben von Bienenforschern zufolge geht beispielsweise der Ertrag von Raps zu 35 Prozent auf das Konto von Bienen. Der wichtigste Job der Honigbienen ist es also, gute Ernten und eine ökologische Artenvielfalt zu sichern. Niemand kann das so gut wie die Insekten, auch keine künstliche Intelligenz oder Roboter.

Warum Bienen Bio lieben

Das Leben eines Bienenvolks hat kaum noch etwas mit dem ursprünglichen Dasein in der Baumhöhle zu tun. (link zu Blogbeitrag Die Geschichte der Bienenhaltung vom 23. Februar 2020) Ihre Behausung ist keine ovale Baumhöhle mehr, sondern ein rechteckiger Kasten, meistens aus Kunststoff. Ein wildlebendes Honigbienenvolk teilt sich ein- bis zweimal im Jahr. Dieses “Schwärmen” verhindern die meisten Imker, indem sie heranwachsende Königinnen abquetschen, also töten, was die Fachwelt verklausuliert “umweiseln” nennt. Die amtierende Königin wird am Wegfliegen gehindert, indem ihre Flügel beschnitten werden. 

Und die Varroa-Milbe merzen Imker alljährlich mit Ameisensäure aus, eine Behandlung, unter der die Bienen sehr leiden. Das mindeste, was wir für die Honigbienen tun können, ist, Honig und Wachs nur von Bio-Imkern zu beziehen, um den Tieren ein möglichst artgemäßes Leben zu sichern. Das bedeutet unter anderem, dass Zuckerwasser nur im Ausnahmefall zugefüttert werden darf, keine chemischen Mittel zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden dürfen und die Behausungen der Bienen aus natürlichen Materialien sein müssen. In unserem Blogbeitrag Bio Imkerei: Imkern nach Biorichtlinien erfährst Du mehr dazu.

Natürlich beziehen auch wir das Wachs für unsere Bienenwachstücher nur von ausgewählten und zertifizierten Bio-Betrieben. Erfahre mehr über unsere ausgewählten Rohstoffe.

Maximale Intelligenz im Minihirn

Trotz ihres Minihirns sind Bienen erstaunlich intelligent. Mit ihrer Tanzsprache, dem sogenannten Schwänzeltanz, tauschen sie nicht nur Informationen über Nektar und Pollen aus, sondern auch über Wasserquellen und Harzstellen. Sie merken sich Bodenstrukturen und markante Stellen in der Landschaft, um sich orientieren zu können. Wenn eine Biene ihren Stock verlässt, behält sie sich den Stand der Sonne und das Verhältnis zu ihrer Flugrichtung. Sie kennt den Zusammenhang von Tageszeit und der Sonne, so dass sie immer wieder nach Hause findet. Bienen verarbeiten ihre Erlebnisse im Traum während ihrer Fühler im Schlaf zucken. Außerdem haben sie ein besseres Verständnis für Zahlen und Mengen als Kleinkinder. Das belegt unter anderem eine Studie der Universität Melbourne, die 2019 im Fachblatt „Science Advances“ veröffentlicht wurde. Und natürlich haben Honigbienen ein ausgeprägtes Sozialleben.

Doch nicht nur wegen ihrer Intelligenz und ihrer erstaunlichen Fähigkeiten sollten wir die Bienen – so wie alle anderen Tiere natürlich auch – achten und schützen. Sie sind liebenswert und wertvoll, nicht nur weil sie unsere Obstbäume bestäuben, sondern weil sie als Lebewesen um ihrer selbst willen, Respekt und Zuneigung verdienen. 

Und da Leben ein Nehmen und Geben ist, dürfen wir nicht vergessen, den Bienen Lebensraum und Nahrung zu geben, statt immer nur Honig und Wachs zu nehmen. 

Daher zum Schluss drei Dinge, die wir zusammen für die Bienen tun können:

  1. Wir verzichten auf Pflanzen mit gefüllten Blüten, die den Insekten keine Nahrung bieten
  2. Wir lassen das Gras wachsen
  3. Wir kaufen Biolebensmittel, denn durch Insektizide verlieren die Bienen ihren Orientierungssinn.